ALLE DABEI – Ergebnisse der Jugendbefragung

Freizeitwünsche und Ideen Jugendlicher mit Behinderung

Unter dem Titel „Alle dabei!“ fand eine Erhebung zu den Freizeitbedarfen von Jugendlichen mit Beeinträchtigung im Alter von 11 bis 25 Jahren statt. Begleitet und beauftragt wurde die Erhebung vom Fachdienst Jugendförderung der Universitätsstadt Marburg in enger Kooperation mit dem bsj Marburg e.V. und mit Marcel König von der University of Applied Sciences in Frankfurt (UAS). Das Projekt wurde durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) gefördert. Mit dem 2021 in Kraft getretenen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz wurde das Ziel der inklusiven Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe im Sozialgesetzbuch VIII verankert. Die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sollen explizit auch Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung zugänglich gemacht werden. Um diesem Auftrag nachzukommen und gerecht werden zu können, wollten wir die Freizeitwünsche und Interessen von Jugendlichen mit Beeinträchtigung in Erfahrung bringen.

Die Ergebnisse der Erhebung

„Jugendliche sind individuell und vielfältig“ heißt es in dem Abschlussbericht, der die Freizeitwünsche und Bedürfnisse von Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in den Blick nimmt. Dabei wird deutlich: Genauso vielfältig muss das Angebot sein, damit sie sich beteiligt und in ihrer Individualität respektiert fühlen.

Wichtige Erkenntnisse der Befragung sind beispielsweise, dass sich viele Jugendliche mit Beeinträchtigungen kaum beteiligt fühlen. Sie wünschen sich aber, gefragt zu werden, was sie möchten. Sie möchten aktiv einbezogen und nicht auf ihre Beeinträchtigung reduziert werden. So heißt es in dem Abschlussbericht beispielsweise: „Jugendliche sind in erster Linie Jugendliche! Jugendliche sind individuell und vielfältig.“

Viele der befragten Jugendlichen verbringen einen Großteil ihrer Freizeit Zuhause, was jedoch dazu führt, dass sie ihre Freizeit eher ausschließlich mit der Familie als mit Gleichaltrigen verbringen. Dagegen wünschen sie sich mehr persönlichen Kontakt mit Freund*innen oder Freizeitaktivitäten außerhalb des eigenen Wohnbereichs, gern auch ohne erwachsene Begleitpersonen. Barrieren, vor allem das „Hinkommen“ betreffend, erschweren jedoch die Umsetzung. Auch fehlende Kenntnis über bestimmte Angebote führt dazu, dass sich die Freizeitgestaltung eher im eigenen Zuhause abspielt. Inklusive Angebote werden zwar generell als positiv wahrgenommen, doch bemängeln die Jugendlichen, dass diese Angebote eher nur von jenen mit Beeinträchtigung wahrgenommen werden. Andererseits stellen diese Angebote einen gewissen „sicheren“ Rahmen ohne Diskriminierungs-Erfahrungen aufgrund ihrer Beeinträchtigungen dar.

Diese gravierende Differenz zwischen tatsächlichen und gewünschten Aktivitäten, gewünschten Freundschaften und gelebten Kontakten, belastet die befragten Jugendlichen. Die Interviews mit den Eltern brachten hervor, dass auch sie sich zum Teil stark belastet und überfordert fühlen, was beispielsweise Beantragungen bestimmter unterstützender Leistungen betrifft. Ebenso sei es manchmal auch schlicht nicht leistbar, den eigenen Kindern bestimmte Freizeitangebote zu ermöglichen.

Handlungsempfehlungen

Marcel König fasst seine Erkenntnisse im Abschlussbericht zusammen, indem er deutlich macht, dass Jugendliche mit Beeinträchtigung strukturell nicht die gleichen Chancen auf eine Jugend haben wie Jugendliche ohne Beeinträchtigung. Inklusion im Freizeitbereich verstehe er daher so, „Jugend für all jene zu ermöglichen, die strukturell von Jugend ausgeschlossen sind“. Seine Ergebnisse führen zu Handlungsempfehlungen. So müsse es beispielsweise sowohl inklusiv geöffnete Freizeitangebote für alle Jugendlichen geben als auch geschlossene, die ausschließlich für Jugendliche mit Beeinträchtigungen sind. Dabei müsste mitgedacht werden, wie die Jugendlichen dorthin und wieder nachhause gelangen. Zusätzlich sollte es auch Angebote im ländlichen Raum geben.

Ergebnisse zum Download

Die Ergebnisse der Befragung können hier herunter geladen werden:

Nähere Informationen und Kontakt:

Lars Kietz
Tel.: 06421 201-1444
E-Mail: lars.kietz@marburg-stadt.de
Buchungsanfragen Freizeitgelände Stadtwald: freizeitgelaende@marburg-stadt.de
Arbeitsbereiche:
Freizeitgelände Stadtwald, Marburger Abenteuer Projekt (MAP), Ferienspiele